Ein positives erstes Halbjahr am Markt

von Steve Ruholl

Nach dem schlechten Börsenjahr 2022 sahen die meisten Marktbeobachter und Investoren wenig Gründe, warum schon das erste Halbjahr 2023 besser werden sollte. Die vorherrschende Meinung war, dass die Notenbanken mit ihren Leitzinserhöhungen weitermachen und sich die Konjunktur abschwächen würde, eine Rezession bevorstehe und viele Unternehmensergebnisse dadurch unter Druck geraten.

Aber die Aktienmärkte setzten sich über diese Bedenken hinweg und begannen mit einer Kurserholung von den Verlusten des Vorjahres.

Euro und Dollar

Die unterschiedlichen Leitzinsentscheidungen von Fed und EZB lösten Mitte Juni an den Devisenbörsen eine Erholung des Euros gegenüber dem US-Dollar aus, weil der Zinsvorteil der US-Währung kleiner wurde.

Ende Mai hatte ein Euro in der Spitze nur noch 1,063 US-Dollar gekostet, im Monatsverlauf dann zeitweilig wieder 1,10 US-Dollar. Damit blieb der Wechselkurs in der seit den ersten Wochen dieses Jahres gültigen Bandbreite von 1,05 bis 1,11 US-Dollar pro Euro.

Die KI und die Kurse

Positive Impulse gingen vom Thema Künstliche Intelligenz (KI) aus. Der rasante technische Fortschritt in diesem Bereich sorgte für Kursfantasien. Aktien mit Bezug zum Thema KI waren gefragt. Gute Quartalszahlen und der Ausblick des Chip-Designers NVIDIA hatten im Mai die Erwartungen des Marktes deutlich übertroffen und einen Kurssprung ausgelöst. Im Juni kletterte die Aktie zunächst weiter. Der rechnerische Börsenwert des Unternehmens erhöhte sich auf über eine Billion US-Dollar.

Ein künstlich leuchtendes gehirn liegt auf einer dunklen Leiterplatte.

Künstliche Intelligenz wird die Zukunft auf vielen Ebenen des Alltags beeinflussen.

Der Nasdaq-100-Index, in dem die NVIDIA-Aktie enthalten ist, setzte seine starke Erholungsrallye aus den ersten fünf Monaten des Jahres fort und überschritt erstmals seit April 2022 wieder die Marke von 15.000 Zählern.

Aber auch abseits der KI-Aktien überwogen an der Wallstreet die Kursgewinne. So konnte der S&P-500 einen Großteil der Kursverluste aus dem Jahr 2022 im ersten Halbjahr 2023 aufholen.

Der populäre Dow Jones Industrial Average Index hingegen verzeichnet für das erste Halbjahr nur einen kleinen Zuwachs. Auch an den europäischen Aktienbörsen mangelte es an stärkeren Aufwärtsmomenten. Das Umfeld aus schwacher Konjunkturentwicklung bei gleichzeitigen Zinserhöhungen sorgte für Stagnation. Eine wesentliche Rolle spielte dabei, dass den Kursindizes die Dividendenzahlungen fehlen, die überwiegend in diesen Zeitraum fielen und zu Abschlägen bei den Kursen führten.

Im Gegensatz dazu werden beim DAX als meistbetrachtetem Performanceindex die gezahlten Dividenden eingerechnet. Deshalb erreichte er ein neues Rekordhoch, bevor auch dieser Index in der zweiten Monatshälfte etwas zurückging.

Und wieder Japan

Der japanische Aktienmarkt konnte in der ersten Junihälfte an den Kursaufschwung im Mai anknüpfen. Der Nikkei-225-Index erreichte den höchsten Stand seit 1990. Hintergrund dieses Kursaufschwungs sind die günstige Bewertung und die verbesserten Aussichten für die japanische Wirtschaft, die zu einem wachsenden Interesse von Investoren führen.

Was ist mit Anleihen und Gold?

Die großen Anleihemärkte zeigten sich im Juni wenig verändert. Die Rendite der wegweisenden US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit pendelte um die Marke von 3,75 Prozent. Auch die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen bewegte sich im Monatsverlauf in einer engen Spannbreite von 2,2 bis 2,5 Prozent.

Fallende Notierungen verzeichneten Edelmetalle. Nach einer Preisspitze Anfang Mai geriet Gold in einen leichten Abwärtstrend, der im Juni bis rund 1.900 US-Dollar nach unten führte. Vom Hoch Anfang Mai ging wohl eher das Signal für Gewinnmitnahmen als für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends aus. Bei anderen Edelmetallen fiel der Preisrückgang sogar noch stärker aus.

Die Achterbahn Krypto

Hohe Kursschwankungen gab es im Juni bei Kryptowährungen. Zunächst belasteten die Klageerhebung der US-Börsenaufsicht SEC gegen die Kryptobörsen Binance und Coinbase, weil die SEC-Kryptowährungen als Wertpapiere einstuft. Als aber wenig später große Akteure aus der traditionellen Finanzbranche ihre Expansion in Richtung Digitalwährungen bekanntgaben, führte das in der zweiten Junihälfte zu einer Kurserholung.

Was treibt den Aktienmarkt?

Untersucht man die Gründe, war einmal mehr die schlechte Stimmung unter Aktieninvestoren der Nährboden für Kursgewinne. Zu Jahresbeginn waren die Anleger in Aktien deutlich unterinvestiert. Nicht wenige spekulierten auf eine Fortsetzung des Abwärtstrends. Investoren deckten sich zu Beginn der Kurserholung ein, was ebendiese befeuerte.

Wo bleibt China?

Die früheren Konjunkturlokomotiven USA und China werden diese Funktion in absehbarer Zeit nicht wieder übernehmen. Peking sieht sich erheblichen strukturellen Problemen gegenüber. Die Jugendarbeitslosigkeit ist hoch. Zins- und fiskalpolitische Stimulierungen begünstigen die weitere Fehllenkung von Kapital. Und die Blase auf dem chinesischen Immobilienmarkt ist keineswegs verarbeitet.

Fazit

Ein baldiges Nachgeben im Kampf gegen die Inflation ist nicht zu erwarten. Anleihen, die bis 2021 ein zunehmend schlechteres Rendite-Risiko-Profil zeigten, können grundsätzlich wieder eine größere Rolle spielen, auch wenn sie eher als Stabilisator fungieren und nicht als Quelle hoher Renditen.

Wo Bewertungen im internationalen Vergleich noch günstig sind, kann sich die positive Entwicklung aus dem ersten Halbjahr vielleicht auch im zweiten Halbjahr fortsetzen. Vor allem Japan bleibt unter diesem Aspekt interessant.

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