Glänzendes Gold und ausgerollter Rubel

von Steve Ruholl

Die Finanzmärkte spiegeln mit ihren Kursschwankungen wider, wie bewegt diese Zeiten sind. Täglich neue Nachrichten und Enthüllungen über den Angriffskrieg der russischen Armee auf die Ukraine verunsichern auch die Börsen.

Bisher blieb der befürchtete Crash an den westlichen Börsen aber aus, weil meist andere Faktoren als der Krieg den Handel beherrschten.

Der Blick nach Amerika

In der ersten Märzhälfte überwog die Stärke der dortigen Wirtschaft und die herrschende Vollbeschäftigung die Berichterstattung und den Handel. Nach dem Ende der pandemiebedingten Einschränkungen sitzt auch das Geld wieder lockerer. Zwar waren die Preise so stark gestiegen wie seit 40 Jahren nicht, aber auch der Leitzins wurde wie angekündigt deutlich angehoben.

Für die Wallstreet ist der Krieg in der Ukraine weit weg. Am Tag des Angriffs gab es zwar Kursverluste, der Dow Jones erholte sich jedoch schnell wieder. Einen Monat nach dem Kriegsausbruch steht der Leitindex des US-Aktienmarktes sogar 2,2 Prozent höher als unmittelbar vor dem russischen Angriff.

Die europäischen Märkte

An europäischen Börsen hat der Krieg hingegen deutliche Spuren hinterlassen – auch wenn diese Spuren je nach Land und Branche unterschiedlich ausfallen. Bereits vor dem Angriff war die Nervosität an den Märkten deutlich zu spüren. Der Angriff selbst löste dann weitere Kursverluste aus. Der Euro-STOXX-50-Index fiel seit über einem Jahr erstmals wieder unter 3.600 Punkte und verlor weiter bis zu einem Tiefpunkt von 3.387 Zählern. Doch die Stabilisierung der europäischen Aktienmärkte ließ nicht lange auf sich warten und der Euro-STOXX-50-Index verlor seit Kriegsbeginn insgesamt nur 2,6 Prozent.

Der Blick nach Russland

Russland hat einen Monat nach Kriegsbeginn eigentlich aufgehört auf dem Weltkapitalmarkt zu existieren. Investoren, die in Russland investiert hatten, erlitten nahezu Totalverluste. Zeitweise wurde der Handel an der Moskauer Börse eingestellt. Zwar gibt es seit Ende März für Russen wieder die Möglichkeit, russische Staatsanleihen und Aktien von 33 russischen Unternehmen zu han­deln, der Handel findet aber nicht unter normalen Bedingungen statt und ist faktisch vom Rest der Welt abgeschnitten.

An den westlichen Börsen werden aufgrund der Sanktionen keine russischen Aktien mehr gehandelt. Folgerichtig wurden russische Aktien aus den multinationalen Aktienindizes gestrichen und MSCI und FTSE Russell haben russische Aktien zu Null aus ihren Aktienindizes herausgenommen. Betroffen sind davon indirekt Anleger in Indexfonds, sogenannten ETFs, in denen Russland enthalten war. Aktuell wird Russland von MSCI als „Standalone Market“ klassifiziert und als solcher nicht mehr in länderüber­greifenden MSCI-Indizes berücksichtigt.

Der Rubel rollt nicht mehr

Die Leseempfehlungen von Verlautbarungen aus Richtung Kreml lautet: Meist ist das exakte Gegenteil des Gesagten gemeint. Wenn schwere Rückschläge für die russische Armee zu verzeichnen waren, wurde vermeldet, dass „die militärische Operation exakt nach Plan verlaufe“. Da Putin erklärte, dass westliche Sanktionen dem Land nichts anhaben können, kann man davon ausgehen, dass die russische Wirtschaft schwer getroffen wird. Das Sozialprodukt dürfte sich halbieren und Russland auf das Niveau eines Entwicklungslandes zurückfallen.

Bei eigenen Staatsanleihen bemühte sich Russland zuletzt noch erfolgreich darum, die fälligen Zinszahlungen in US-Dollar zu leisten. Doch die auf die Bewertung von Staatsanleihen spezialisierten Rating­agenturen rechnen damit, dass dies bald nicht mehr gelingt und eine Bezahlung in Rubel, die man in beliebigen Mengen selbst drucken kann, wäre als Zahlungsausfall zu werten.

Vor etwa zwanzig Jahren war ein Rubel bezogen auf den Euro ungefähr 4 Cent wert. Drei Viertel des Wertes gingen seitdem aufgrund verfehlter Wirtschaftspolitik verloren. Vor dem russischen Angriff war er noch etwas mehr als einen Cent wert und in den ersten beiden Kriegswochen halbierte sich sein Wert noch einmal.

Seine angehäuften Devisenreserven kann Russland infolge der internationalen Beschränkungen nicht zum Einsatz bringen. Aus Frustration darüber folgte dann wohl auch die Ankündigung, den Zahlungsverkehr in Rubel umstellen zu wollen. Das verhalf der russischen Währung zu einem kurzen Aufschwung, dürfte sich aber als eine weitere Fehlentscheidung der Führung erweisen.

Die internationale Bereitschaft, den Rubel als Zahlungsmittel anzuerkennen, ist auf null gesunken. Selbst China, bislang verlässlicher Partner für Russland, wird langfristig darauf bestehen müssen, Handelsbeziehungen mit Russland in westlichen Währungen abzuwickeln, um Teil der Weltwirtschaft zu bleiben.

Poliertes Gold

Etwa 2.300 Tonnen Gold liegen in den Tresoren der russischen Zentralbank. Üblich ist, Goldreserven über die Handelsplätze der Welt verteilt zu deponieren, anders jedoch in Russland, wo alles Gold des Landes in dortigen Depots lagert.

Aus der Sicht des russischen Herrschers mag das klug gewesen sein, aber als Zahlungsmittel ist das russische Gold nun praktisch nicht einsetzbar. Der Zweck von Devisenreserven, zu denen die Goldbestände gehören, ist, die heimische Währung im Krisenfall zu stützen, indem man dafür die eigene Währung kauft. Doch weder mit eingefrorenen Bankguthaben im Westen noch mit Gold aus russischen Tresoren kann das System Putin dies tun, denn laut Sanktionsbeschlüssen ist Russland effektiv von den wichtigsten Goldhandelsplätzen ausgeschlossen.

Händlern drohen sogenannte Sekundärsanktionen, die Käufer und Verkäufer russischen Goldes abstrafen. Aus diesem Grund dürften selbst China oder Indien russisches Gold nur mit erheblichen Preisnachlässen abnehmen.

Goldstaub

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Gold im Keller nutzt nur, wenn man es verkaufen kann.

Fazit

Gold-Investoren müssen keinen Preisverfall des Edelmetalls befürchten, da Russland derzeit nicht in der Lage ist, seine Reserven auf den Markt zu werfen. Auch sind Investments, die sich nicht auf dem russischen Markt getummelt haben, wertstabil und eine Unsicherheit oder gar Panik ist nicht angebracht.

Die fachkundigen Investmentspezialisten der HIC – die FinanzConcepter® beraten Sie gerne bei der Suche nach gewinnbringenden Investments.


Das gesamte Team der HIC GmbH wünscht Ihnen und Ihren Lieben frohe und gesunde Ostertage!

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