Der Corona-Effekt

von Steve Ruholl

Auch wenn viele von uns die Nachrichten von und über Covid-19 und die Auswirkungen der Pandemie auf das Leben schlicht nicht mehr lesen möchten, so bleiben sie doch das vorherrschende Thema. Und das ist auch gut so. Denn Gewöhnung kann zu Leichtsinn führen und das muss man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es nicht nur Verlierer einer solchen Pandemie gibt. Unternehmen des Gesundheitssektors spielen naturgemäß seit gut einem Jahr eine besondere Rolle. Dazu zählen multinationale Pharmakonzerne, Biotech-Start-ups, Generika-Hersteller, Krankenhausbetreiber, Medizintechnik-Hersteller oder Anbieter zur Digitalisierung des Gesundheitswesens.

Der Markt bestimmt nicht alles

Gesundheitsaktien sind kaum von der allgemeinen Konjunkturentwicklung abhängig. Deswegen gelten sogenannte HealthCare-Aktien auch grundsätzlich als defensiv. Im Crash der Aktienmärkte im März vergangenen Jahres nutzte das wenig. Bis zum Tiefpunkt verloren HealthCare-Aktien rund ein Viertel ihres Wertes.

Wer jedoch die Nerven behielt, wurde belohnt. Gerade die HealthCare-Aktienkurse begannen rasch mit einer Erholung. „Die Märkte haben schnell verstanden, dass Gesundheitsbedürfnisse weiter bedient werden müssen – auch im Lockdown. Dementsprechend konnten sich HealthCare-Aktien schnell erholen.“, erklärt Hendrik Lofruthe, einer der für Gesundheits-Investments verantwortlichen Fondsmanager bei der Düsseldorfer Apo Asset Management, der Fondstochter der Deutschen Apotheker und Ärztebank und der Deutschen Ärzteversicherung.

Hatte man Anlagen in der Gesundheitsbranche breit gestreut, wurden die Verluste binnen weniger Wochen wieder ausgeglichen.

Ein Universum der Möglichkeiten

Bei den Kooperationen der Pharma-Multis mit den kleinen bis dato unbekannten Start-ups konnte man bereits erahnen, welche Bandbreite an Anlagemöglichkeiten sich im HealthCare-Sektor bieten.

„Der HealthCare-Sektor hat viele Gesichter, viele Untersektoren“, erklärt auch Ton Wijsman, Anlagestratege bei der Fondsgesellschaft Alliance-Bernstein, und verweist darauf, dass der Branchenindex MSCI World HealthCare in sechs Unter-Indizes eingeteilt ist.

Viele der HealthCare-Indizes zeigten seit dem Ausbruch der Pandemie eine stark überdurchschnittliche Kursentwicklung. Vor allem das Thema „Digitalisierung des Gesundheitswesens“ stand 2020 in der Gunst der Anleger hoch im Kurs. „Digital Health“ nennen sich die Fonds, die sich diesem Gebiet verschrieben haben und sie gehörten zu den größten Profiteuren der Pandemie.

Natürlich ist nicht bestreitbar, dass es einige wenige Verlierer im Gesundheitssektor gibt. Viele verschiebbare Operationen fanden nicht statt und die Pandemie führte zu einer Konzentration der Ressourcen auf die Bekämpfung des Virus und seiner Auswirkungen. Und so wurden Sub-Branchen wie „Providers & Services“ und „Equipment & Suppliers“ abgeschlagen und verloren an Wert.

Was bringt der Impfstoff?

Viele Fondsmanager meiden Aktien von Impfstoffherstellern als zu spekulativ. Diese befänden sich laut Wijsman in einer binären Situation. Entweder werden Impfstoffe bald zu einem Erfolg oder sie kommen nicht rechtzeitig. Er weist auch darauf hin, dass die Zahl der Impfstoffanbieter weltweit auf 70 bis 80 steigen dürfte und fragt: „Gibt es einen Markt für so viele Produzenten? Wir glauben, dass das nicht der Fall ist.“ Auch Hendrik Lofruthe von Apo Asset sieht beim Thema Impfstoffe noch Fragezeichen: „Das hängt vor allem davon ab, wie viele wann zugelassen werden und wo die Preisentwicklung hingeht.“

Ein positiver Effekt des voranschreitenden Impfens ist die Normalisierung, von der vor allem Bereiche wie MedTech profitieren. Implantathersteller und Klinikbetreiber können durch nachgeholte Eingriffe ihre Einbußen wettmachen und der Bereich Diagnostik und Testgeräte profitiert von der Entwicklung und dem Einsatz neuer Testmethoden und Schnelltests.

Der größte Sprung ist wohl im Bereich der Digitalisierung zu erwarten. Telemedizinspezialisten und andere Unternehmen, die die Digitalisierung des Gesundheitswesens voranbringen, haben 2020 bereits Fortschritte erzielt, für die sie normalerweise drei bis vier Jahre gebraucht hätten.

Biotech - Kanülenbefüllung

© by National Cancer Institute on unsplash
Finanzanlage HealthCare – eine Fülle an Investitionsmöglichkeiten.

Fazit

Das Anlageuniversum HealthCare bietet aufgrund seiner zahlreichen und sehr verschiedenen Unter-Branchen Raum für unterschiedliche Strategien. Die grundsätzlichen Treiber für die Branche bleiben die steigende Lebenserwartung und somit Alterung der Weltbevölkerung, der veränderte Lebensstil und nicht zuletzt Innovationen, die immer häufiger mittels biotechnologischer Verfahren gefunden werden. Für Anleger eröffnet sich damit eine Fülle an Investitionsmöglichkeiten.

Sollten Sie noch Fragen zu den Entwicklungen an den Märkten haben, steht Ihnen Ihr FinanzConcepter® gerne persönlich zur Seite.

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Von Published On: 14.05.2021Kategorien: Allgemein0 Kommentare on Der Corona-EffektSchlagwörter: , ,

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