Corona und die Weltkonjunktur

von Ulf Hinrichsen

Nachdem nicht mehr zu übersehen war, dass die Pandemie eine Vollbremsung der Weltwirtschaft auslösen würde, begannen die Notenbanken umgehend ihre Hilfspakete zu schnüren. Sie stellten mehr Geld als je zuvor zur Verfügung. Die US-Notenbank Federal Reserve beschloss zudem die Senkung ihrer Leitzinsen von 1,5 bis 1,75 Prozent auf die Bandbreite von 0,0 bis 0,25 Prozent. Die Prozesse beruhigten die Börsen allerdings nicht. Im Gegenteil: Auf die Kapitalmärkte wirkten die Maßnahmen wie Panikreaktionen.

Die Covid-19-Rutschpartie

Bis in die zweite Märzhälfte hinein setzte sich der Kursrutsch an allen Börsen fort. Die indirekten geldpolitischen Maßnahmen zeigten so wenig Wirkung, weil sie seit Langem als Stimulanzien genutzt wurden. Und eine dauerhaft auch bei kleinen Wehwehchen angewandte Medizin verliert ihre Wirkung, wenn es wirklich ernst wird.

Erst die Ankündigungen der Regierungen, Hilfspakete in Rekordumfang auszuschütten, entfalteten eine beruhigende Wirkung und die Indizes wurden im freien Fall gebremst und sogar wieder leicht angehoben.

Der DAX fiel erstmals seit 2013 unter 8.500 Punkte und beendete das Quartal mit einem satten Minus von 25,0 Prozent bei 9.936 Punkten.

Länder, deren Staatsfinanzen weniger solide aufgestellt sind, hatten noch höhere Rückschläge zu verzeichnen. In Russland litt der stark von Ölkonzernen geprägte Aktienmarkt überdurchschnittlich unter dem Ölpreisverfall.

Der frühe Vogel?

Die chinesische Notenbank „People’s Bank of China“, kurz PBoC, milderte den ersten Kursrückgang mit einer Lockerung der Geldpolitik ab. Und weil Investoren darauf setzten, dass die Krise dort, wo sie zuerst ausbrach, auch zuerst verschwinden würde, blieben die Einbrüche im Reich der Mitte überschaubar.

Viele Schwellenländerbörsen hingegen litten überdurchschnittlich, da über 80 Milliarden Dollar internationales Kapital aus den Emerging Markets („MSCI“ Emerging Markets Index – einer der wichtigsten Schwellenländer-Indizes) abgezogen wurden.

Der amerikanische Albtraum

Nach verheerenden Fehleinschätzungen von Präsident Donald Trump setzte sich die USA schnell an die Spitze der nach Infizierten und Todeszahlen weltweit geführten Listen. Die Pandemie selbst hatte dann auch zur Folge, dass der schnellste jemals verzeichnete Anstieg der Arbeitslosenzahlen in der Geschichte der Vereinigten Staaten zu Buche schlug.

Die Aktienbörsen stützten sich auf rekordverdächtige Hilfsprogramme und die Hoffnung, dass die Wirtschaft langsam wieder den Betrieb aufnehmen würde. Die US-Notenbank Fed erhöhte ihr Kreditprogramm auf 2,3 Billionen Dollar und erreichte, dass sich die Aktienkurse kurz vor Ostern wieder von ihren Tiefs entfernten.

The days after

Die Vorhersagen, wie sich die Pandemie wohl entwickeln wird, reichen von Schreckensszenarien wie einem nicht eindämmbaren Verlauf bis zu verharmlosenden Behauptungen, welche eine Covid-19-Infektion mit einer schwachen Grippe vergleichen. Wo die Wahrheit liegt, wird sich noch zeigen müssen.

Den Ländern weltweit gelingt es unterschiedlich gut, die Infektionswelle abzuschwächen. Aber auch die weniger erfolgreichen Staaten dürften von einer zweiten Welle nicht mehr so unvorbereitet getroffen werden. Auch wenn eine wirksame Impfung und damit eine dauerhafte Eindämmung der Pandemie nicht vor 2021 erwartet werden kann.

Pic by freepik.com

Es zeichnet sich die Wiederbelebung der Märkte ab.

Fazit

Von vielen Experten wird ein u-förmiger Verlauf der Konjunktur und eine Rezessionsdauer von mindestens zwei Quartalen erwartet. Im Falle eines v-förmigen Verlaufs wäre sogar eine schnelle Rückkehr der Wirtschaft zu altem Niveau erwartbar. Dass ein solch optimistischer Verlauf durchaus denkbar ist, dafür sprechen die rekordverdächtigen Hilfsprogramme weltweit und die vor Ausbruch der Pandemie erkennbar gewesene Konjunkturbelebung.

Sollten Sie noch Fragen zu den Entwicklungen an den Märkten haben, steht Ihnen Ihr FinanzConcepter® gerne persönlich zur Seite.

Diesen Beitrag kommentieren

Kategorien

Neueste Beiträge

Blog-Newsletter