Wenn die Bären kommen

von Ulf Hinrichsen

Goldlöckchens Welt ist im Einklang

Im bekannten Märchen „Goldlöckchen und die drei Bären“ des englischen Dichters Robert Southey probiert das Mädchen Goldlöckchen, nachdem es sich im Wald verirrt und eine Hütte gefunden hat, den Brei dreier Bären. Der erste ist viel zu heiß, der zweite viel zu kalt, der dritte aber genau richtig. Genauso ergeht es Goldlöckchen auch mit den Stühlen und Betten der drei Bären. Das letzte Bett ist schließlich genau richtig. Goldlöckchen schläft sofort darin ein. Diese Geschichte wird gerne bemüht, um in der Welt der Wirtschaft Ausgewogenheit zu beschreiben.

Das Wachstum der Weltwirtschaft ist dabei weder zu hoch noch zu niedrig. Idealerweise liegt es beim Goldlöckchen-Szenario leicht oberhalb des langjährigen Durchschnitts. Zudem sind inflationäre Belastungen so gering, dass Zinsen, und damit die Kosten für Kredite, klein gehalten werden können.

Bis Ende Januar konnten es sich die Börsianer mit dem richtigen Brei im richtigen Bettchen gut gehen lassen. Natürlich weiß jeder, dass irgendwann die Bären heimkommen und Goldlöckchen nur die Flucht bleibt. Auf den Kapitalmarkt übertragen, kündigte sich die Ankunft eines Bären, der in der Kapitalwelt auch das Symboltier fallender Kurse ist, Anfang Februar 2018 an. Und so wie einst Goldlöckchen sind einige Anleger seitdem auf der Flucht.

Auslöser dieser Fluchtreflexe war die Veröffentlichung von Daten zum Anstieg der Löhne in den USA, welche Angst vor Inflation und höheren Zinsen aufkommen ließ. Zudem begann Präsident Trump in dieser Phase, der Welt zu drohen, sie mit einem Handelskrieg zu überziehen.

Von Zoll und Schutz

Schutzzölle behindern tatsächlich die internationale Arbeitsteilung. Sie dienen der Konservation nicht mehr wettbewerbsfähiger Industriestrukturen. Die Folge sind meist der Anschlussverlust der Geschützten, die auch lange nach der Maßnahme mit Subventionen am Leben gehalten werden müssen.

Für Konsumenten wird es in jedem Falle teurer, denn die gezahlten Zölle werden natürlich auf die Verbraucherpreise aufgeschlagen.

Inzwischen wird die Liste der Länder, die von Strafzöllen auf bestimmte Güter ausgenommen werden, immer länger. Die schlimmsten Befürchtungen werden damit glücklicherweise wohl nicht erfüllt – zumindest noch nicht. Im Moment bereitet eher der drohende Handelskrieg zwischen den USA und China Grund zur Sorge. Sollte dieser Konflikt eskalieren, so hätte das auch negative Auswirkungen auf den Rest der Welt.

Die Lage des Moments

Da der Aufwärtstrend, der sich noch im Januar mit Rekorden fortsetzte, brüchig ist, sind die Märkte angespannt. Ob sich im Laufe des Jahres eine übergeordnete Bewegungsrichtung abzeichnet, sich also ein größerer Trend etabliert, bleibt abzuwarten.

Auch auf dem US-Aktienmarkt ist langfristig kaum Bewegung zu erkennen. Aber er lässt die Hoffnung auf eine Hausse, also einen nachhaltigen Anstieg der Wertpapierkurse, zu. Der Dow Jones berührte seinen 200-Tage-Durchschnitt bislang nicht einmal und der S&P-500-Index tat dies nur kurz. Der Nasdaq-100-Index kletterte in den ersten Märztagen über die bisherigen Hochs bei gut 7.000 Punkten und kehrte damit zunächst einmal in den Aufwärtstrend zurück, bevor er zuletzt wieder fiel.

Von Bären ist in Amerika momentan also noch keine Spur zu sehen.

pic by unsplash

Wenn ein Bär hereinschaut ist immer Vorsicht angesagt.

Das unterstreicht auch, dass der US-Anleihemarkt seinen Kursrutsch nicht fortsetzt. Die Rendite von US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit erreichte im Februar 2,94 Prozent.

Die Entspannung am amerikanischen Arbeitsmarkt mit 313.000 geschaffenen Stellen statt der erwarteten 200.000 und die Verlangsamung des Anstiegs der Stundenlöhne von 2,9 auf 2,6 Prozent lässt uns dann doch wieder an Goldlöckchen und das sorgen- und inflationsfreie Wachstum denken.

Mehr zu den aktuellen Entwicklungen erfahren Sie am besten im individuellen Gespräch mit Ihrem HIC GmbH FinanzConcepter®.

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