Coronavirus – Gefahr für die Börsen

von Ulf Hinrichsen

Nach der rapiden Zunahme von Neuinfektionen hat die Weltgesundheitsorganisation WHO Ende Januar 2020 eine „gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“ ausgerufen. Inzwischen ist aus der konzentrierten Epidemie eine globale Pandemie geworden und die weiteren Folgen sind noch nicht vollständig absehbar.

Die Börsen scheinen sich angesteckt zu haben

An den Aktienmärkten kam es in der letzten Februarwoche zum größten Kurseinbruch seit der Finanzkrise 2008. Die staatlichen Notenbanken und Regierungen bereiten Hilfsmaßnahmen für die Wirtschaft vor. So gelang es der chinesischen Notenbank schon im Januar, mit Liquiditätsspritzen Schlimmeres zu verhindern.

Die SARS Krise 2003

Bei der Suche nach vergleichbaren Situationen stößt man unweigerlich auf die SARS-Krise 2002 und 2003. Das Schwere Akute Respiratorische Syndrom, kurz SARS, hatte seinen Ursprung ebenfalls in China und bremste die Wirtschaft in Fernost für zwei Quartale aus. Nachdem das Wachstum im ersten Halbjahr 2003 fast zum Erliegen gekommen war, stieg die Wirtschaftsleistung schon im zweiten Halbjahr 2003 gegenüber dem Vorjahr um einen zweistelligen Prozentsatz. Diese Erfahrung lässt Fachleute und Börsenexperten momentan noch davon ausgehen, dass die Epidemie auf den langfristigen Aufstieg Chinas allenfalls marginale Auswirkungen haben wird.

Die SARS-CoV-2 Krise 2020

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie werden sowohl in China als auch für die Weltwirtschaft diesmal weitreichender sein als bei SARS vor 17 Jahren. Zwar ist das jetzige Virus SARS-CoV-2 mit einer Sterblichkeitsrate von ein bis drei Prozent offenbar weniger tödlich als der vergleichbare Virus 2003, dafür ist die jetzige Pandemie viel schwerer einzudämmen, weil Infizierte bereits für weitere Personen ansteckend sind bevor Symptome auftreten.

Auch hat China inzwischen eine viel größere Bedeutung für die Weltwirtschaft erlangt als noch vor 17 Jahren. Als Absatzmarkt und zentraler Teil internationaler Lieferketten nimmt es eine weltweite Spitzenstellung ein.

Dass viel mehr Chinesen ins Ausland reisen, geschäftlich oder als Tourist, erschwert das Eindämmen der Krankheit zusätzlich. Während 2002 nur etwa 20 Millionen Menschen China für eine Reise verließen, waren es 2019 bereits 130 Millionen.

Natürlich muss man auch sehen, dass die Pandemie auf allen Ebenen entschlossener bekämpft wird. Im Gegensatz zu 2003 konnte das Genom des Virus schnell entschlüsselt und veröffentlicht werden. Das hat unter anderem dafür gesorgt, dass sehr rasch Tests zur Verfügung standen.

Was tun Politik und Wirtschaft?

Wirtschaft und Politik kämpfen entschlossen und auf vielen Ebenen, um die Folgen zu begrenzen. Staatliche Notenbanken versorgen die Wirtschaft mit viel billigem Geld und es gab weltweit Zinssenkungen.

Trotz aller Maßnahmen wird die SARS-CoV-2-Pandemie die chinesische Volkswirtschaft zunächst sehr stark treffen. Die Verhängung von Zwangsferien, Reiseverbote und das Abschotten ganzer Regionen lähmt die wirtschaftliche Aktivität im ersten Quartal deutlich. Etliche Konzerne, darunter große Autobauer und Elektronikhersteller, haben ihre Produktion eingestellt.

Außerhalb Chinas sind die Auswirkungen zwar viel geringer, aber ebenfalls nicht zu unterschätzen. Das Ausmaß der sogenannten Spillover-Effekte durch Unterbrechung des Handels und der Lieferketten lässt sich momentan nur schwer beurteilen. Zu den stark betroffenen Branchen gehören der Flugverkehr, der Tourismus und der Transportsektor. Die Rohstoffpreise brachen so stark ein, dass auch Unternehmen des Rohstoffsektors zu den großen Verlierern gehören. Die Preise für Industriemetalle wie Kupfer, Nickel, Aluminium und Zink fielen auf mehrjährige Tiefstände. Der Rohölpreis fiel in den letzten Wochen enorm. Auch die Frachtraten für Transporte auf See, die als ein Indikator für die weltweite Handels- und Wirtschaftsaktivität gelten, brachen ein. Dass ein Rückgang der Wirtschaftsaktivität in China andere Volkswirtschaften belastet, ist unstrittig. Das Ausmaß ist allerdings unklar.

Auch die Weltwirtschaft muss sich vor Corona-Viren schützen.

Fazit

Weil sich die Ausbreitung des Virus nicht auf China eingrenzen ließ, lassen sich negative Effekte auf die Weltwirtschaft nicht vermeiden. Diese dürften aber zeitlich vor allem das erste Halbjahr 2020 betreffen. Durch Nachholeffekte könnte sich das Wirtschaftswachstum dann im Jahresverlauf 2020 wieder beschleunigen. Für mittel- bis langfristig denkende Anleger bieten die schlechten Nachrichten in diesen Wochen also Kaufgelegenheiten.

Sollten Sie noch Fragen zu den Entwicklungen an den Märkten haben, steht Ihnen Ihr FinanzConcepter® gerne persönlich zur Seite.

Bleiben Sie gesund und schützen Sie sich und andere!

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