Ein guter Jahresauftakt und ein Blick nach Japan

von Steve Ruholl

Seit Sommer des vergangenen Jahres hatte die Sorge um sich gegriffen, die Weltwirtschaft stehe vor einem starken Abschwung und viele Volkswirtschaften vor einer Rezession.

Doch mit Beginn des neuen Jahres gab es vermehrt positive Konjunktursignale der größten und der drittgrößten Volkswirtschaften der Welt: den USA und Japan. Es häuften sich Signale einer robusten Entwicklung. Auch für die zweitgrößte Volkswirtschaft, China, sollten sich aus der Abkehr von der strengen Lockdown-Politik positive Impulse ergeben.

Keine größte Krise

In Europa konnte eine schlimmere Energiekrise trotz des Gaslieferstopps aus Russland verhindert werden. Die milde Witterung und Sparmaßnahmen ließen den Gasverbrauch zurückgehen. Der Höhepunkt der Inflation dürfte 2022 überschritten worden sein.

Die mit Spannung erwarteten US-Inflationszahlen für Dezember entsprachen den vorherrschenden Erwartungen und lieferten deshalb kaum neue Impulse. Die Erwartung, dass der Inflationsdruck nachlassen wird und die Konjunkturabschwächung überschaubar ausfällt, begünstigte den ohnehin jahreszeitlich typischen Zufluss von Geldern in die Aktienmärkte.

Kursgewinne bei US-Staatsanleihen und beim Bund-Future

Zusammen mit dem zunehmenden Optimismus erwiesen sich die ersten beiden Wochen des Jahres als fruchtbarer Boden für einen guten Auftakt, sowohl bei Anleihen als auch bei Aktien.

An den Aktienmärkten verzeichneten vor allem die europäischen Aktienindizes höhere Gewinne als US-Aktienindizes. Zwar legte der populäre US-Aktienindex Dow Jones Industrial Average in der zweiten Woche die beste Handelswoche seit zwei Monaten hin und auch US-Technologieaktien legten stärker zu, dennoch baute der Euro-STOXX-50 seinen Vorsprung aus.

Konjunkturabschwächung durch neue Daten

Erst in der dritten Woche des Jahres setzte eine gewisse Ernüchterung ein. In den USA zeigten neueste Daten zur Industrieproduktion und den Einzelhandelsumsätzen, dass die Konjunktur schwächer wird. Gleichzeitig machten wichtige Vertreter der Notenbanken auf beiden Seiten des Atlantiks deutlich, dass sie an ihrem Zinserhöhungskurs festhalten.

Darauf gab es sowohl an den Anleihe- als auch Aktienmärkten Gewinnmitnahmen. Auch die meisten Aktienindizes gaben einen Teil ihrer Gewinne aus den beiden Auftaktwochen des Jahres wieder ab. US-Technologieaktien hielten sich zunächst besser, aber dann enttäuschten die Geschäftsergebnisse und der Ausblick des Software-Riesen Microsoft. Damit konnten europäische Aktienindizes ihren Vorsprung vor den globalen Indizes sogar noch ausbauen.

Japanische Winkekatze
In Japan sorgen winkende Katzen dafür, dass das Glück nicht vorübergeht.

Auf nach Japan

Ein Markt, den hierzulande erstaunlich wenig Anleger auf dem Schirm haben, ist Japan. Das war in den 1980er-Jahren ganz anders. Der japanische Aktienmarkt eilte von Rekord zu Rekord. Allerdings sollte sich diese Euphorie, wie so oft, als Vorbote einer Trendwende erweisen. Und tatsächlich platzte die Aktien- und Immobilienblase in den 1990er-Jahren.

Diese Erfahrung dürfte bis heute die aktiven Anleger geprägt haben, zumal es an Gründen zur Zurückhaltung gegenüber Japan-Investments nicht mangelte. Auf der Makroebene gibt es Negativfaktoren wie die Überalterung der Gesellschaft und die ausgeprägt deflationären Tendenzen. Und für die Mikroebene sind unter anderem die geringe Shareholder-Value-Orientierung und Intransparenz der Unternehmen als Gründe zu nennen. Shareholder-Value-Orientierung bedeutet, dass der Wert des Unternehmens aus Sicht des Aktionärs betrachtet wird und die Interessen der Anteilseigner in den Vordergrund der Betrachtung gestellt werden.

Manche Argumente haben bis heute Gültigkeit. Sie sollten aber nicht den Blick auf die Chancen verstellen, die sich erfahrungsgemäß gerade dann bieten, wenn das allgemeine Interesse noch eher gering ist.

Ein wichtiger Einflussfaktor ist auch in Japan die Geldpolitik. Sie muss im internationalen Vergleich expansiv angelegt bleiben, weil die Gefahr einer deflationären Entwicklung nicht grundsätzlich vom Tisch ist.

Im Dezember hatte die BoJ (Bank of Japan) die Märkte mit einer Verdopplung dieser Zinsoberschwelle von 0,25 auf 0,5 Prozent überrascht. Zusätzlich wurde noch die Erweiterung eines Kreditmechanismus für Banken beschlossen, der es den Finanzinstituten erlaubt, mit billigen Krediten der Notenbank Anleihen zu kaufen – und dabei die Zinsdifferenz zu verdienen. Auch das ist ein Instrument, um die gesamte Zinskurve zu kontrollieren.

Die japanische Währung hat angesichts der sich öffnenden Zinsdifferenz deutlich abgewertet – besonders gegenüber dem US-Dollar. Um fast 14 Prozent verbilligte sich der Yen im Kalenderjahr 2022 – und mit ihm auch japanische Exportgüter auf dem Weltmarkt, wo vor allem in Dollar gerechnet wird. Der Effekt machte japanische Exportaktien sofort attraktiver. Mindestens ebenso attraktiv erscheinen, zumindest selektiv, Werte aus dem Finanzsektor und der Binnenwirtschaft, zumal ausländische Investoren hier bislang unterinvestiert sind. Anders als viele westliche Volkswirtschaften droht Japan 2023 wohl keine Rezession.

Auch auf Unternehmensebene finden sich Argumente für japanische Aktien. Inzwischen gewinnt eine Shareholder-Value-Orientierung gegenüber traditionellen Auffassungen an Raum. Statt Gewinne zu horten oder wenig produktiv zu investieren, werden höhere Dividenden gezahlt oder eigene Aktien zurückgekauft.

Fazit

Der Aktienmarkt der drittgrößten Volkswirtschaft bietet in diesem Jahr gute Gewinnchancen und einen Beitrag zur Diversifikation. Japan sollte in jedem globalen Aktienportfolio vertreten sein. In den anderen Fällen kann das Japan-Investment auch durch entsprechende Länderfonds angehoben werden.

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© Foto von Alain Pham auf Unsplash

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