Börsenbericht – Es ist nicht alles Gold, was glänzt

von Steve Ruholl

Nachdem sich die Märkte von März bis Mai vor allem mit der chaotischen Zollpolitik des US-Präsidenten Trump beschäftigen mussten, rückte im Juni der Konflikt zwischen Israel und Iran in den Vordergrund.

Sorgen um eine mögliche Eskalation des Krieges zwischen Israel und Iran belasteten die Aktienmärkte. Der Ölpreis erreichte den höchsten Stand seit Januar, und Edelmetalle orientierten sich neu.

Heute analysiere ich die aktuellen Geschehnisse mit Blick auf die nahe Zukunft.

Wenig Bewegung bei US-Aktienindizes

An der Wall Street kehrte nach den starken Kursschwankungen von März bis Mai relative Ruhe ein. Die US-Inflationsdaten blieben bislang unter den Befürchtungen. Auch die Wirtschaftsdaten wurden als Hinweis auf eine weiterhin robuste Konjunktur interpretiert. Zudem konnten die Märkte die Gefahren durch Zollstreitigkeiten erst einmal weitgehend ausblenden, laufen doch gegenüber den größten Handelspartnern Fristen, in denen „Deals“ gemacht werden sollen.

Unmittelbar nach dem Ende seiner Tätigkeit für den US-Präsidenten geriet Elon Musk öffentlich in Streit mit Trump, was insbesondere die Tesla-Aktie vorübergehend stark belastete.

Wie allgemein erwartet, beließ die US-Notenbank das Leitzinsband bei 4,25 bis 4,50 Prozent. Auch die Bank of England blieb mit ihrem Leitzins bei 4,25 Prozent. Dagegen senkte die Schweizerische Nationalbank ihren Leitzins bereits zum sechsten Mal in Folge – auf jetzt null. Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte wie erwartet erneut ihre Leitzinsen.

Was Nachrichten machen

In Europa löste die Nachrichtenlage um den Nahen Osten stärkere Gewinnmitnahmen aus: Der EURO-STOXX-50 sackte ab, der DAX fiel von einem Anfang Juni erreichten neuen Rekordstand auf rund 23.000 Zähler.

Der japanische Aktienmarkt zeigte sich wenig beeindruckt vom Nahost-Konflikt und bewies im Juni mit einer positiven Tendenz relative Stärke. Der Nikkei-225 kletterte auf das Niveau des Monats Februar zurück. Nachdem der Markt besonders unter den Zollplänen von Trump gelitten hatte, stützt sich das Kurspotenzial jetzt wieder auf die fortschreitenden Bemühungen japanischer Unternehmen, ihre Rentabilität zu erhöhen.

Entspannung am Anleihemarkt

Der US-Anleihemarkt zeigte sich entspannt. Die Versteigerung von US-Staatsanleihen mit 30 Jahren Laufzeit im Volumen von 22 Milliarden Dollar konnte mit einer Rendite von 4,84 Prozent platziert werden. Erst im Mai war eine Auktion für 20-jährige Staatsanleihen noch auf weniger Interesse gestoßen. Die Rendite der wegweisenden US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit verringerte sich etwas.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Gold gilt als Krisenwährung. Krisen und Kriege bleiben in einer Welt, in der Trump und Putin an den Schalthebeln sitzen, leider keine Mangelware. Wer allerdings glaubte, die Eskalation des israelisch-iranischen Krieges mit dem Eingreifen der USA würde einen neuerlichen Preisanstieg bei Gold auslösen, wurde enttäuscht: Der Goldpreis begann die Handelswoche nach dem Einsatz der US-Bomber im Iran da, wo er die Vorwoche beendet hatte. Und besagte Vorwoche war von einem rückläufigen Goldpreis geprägt gewesen.

Allerdings handelt Gold seit Wochen nicht weit unter dem bisherigen Rekordpreis. Dieser war im April erreicht worden, was zeigt, dass der Aufwärtstrend des Goldes in den vergangenen zweieinhalb Monaten an Kraft verloren hat. Ob dies eine sogenannte Konsolidierung oder eine echte Trendermüdung ist, werden die kommenden Wochen zeigen.

Weil sich der Preisanstieg zuvor beschleunigt hatte, vor allem im April, spricht viel für eine Verschnaufpause bei einem weiterhin intakten längerfristigen Aufwärtstrend. Aber das ist ein guter Anlass, die Investmentstrategie zu überprüfen.

Es könnte die Zeit gekommen sein, sich breiter aufzustellen, also über verschiedene Edelmetalle zu diversifizieren. Denn Silber und Platin zeigten in den zurückliegenden Wochen relative Stärke: Ihre Preise zogen spürbar an. Der Silberpreis konnte sogar auf den höchsten Stand seit über zehn Jahren steigen. Damit bringt sich der kleine Bruder des Goldes in Erinnerung.

Betrachtet man das Preisverhältnis von Gold und Silber zueinander, das sogenannte Gold-Silber-Ratio, dürfte Silber über weiteres Nachholpotenzial verfügen. Denn langfristig kostete Gold selten mehr als das Achtzigfache von Silber.

Gold-Silber-Ratio

Weltweit bauten Zentralbanken ihre Goldreserven aus. Gleichzeitig litt Silber unter einer schwächer als erwarteten industriellen Nachfrage. Insbesondere in der Photovoltaik kommt Silber aufgrund seiner überragenden physikalischen Eigenschaften zum Einsatz.

Die industrielle Nachfrage nach Gold spielt dagegen kaum eine Rolle. Nachdem das Gold-Silber-Ratio bis April dieses Jahres gestiegen ist, war in den vergangenen Wochen eine Trendwende zu beobachten. Vor allem in den ersten Juni-Tagen sank das Gold-Silber-Ratio deutlich.

Damit ist ein Trend entstanden, der in den kommenden Monaten eine fortgesetzte Aufholbewegung des Silbers ermöglichen könnte.

Ein Barren Silber und ein Barren Platin liegen auf einer glänzenden Fläche.
Es gibt glänzende Alternativen zu Gold.

Allein auf Gold zu setzen, wird angesichts des bereits stark gestiegenen Goldpreises zunehmend riskanter. Denn der hohe Goldpreis macht nahezu alle existierenden Goldminenprojekte profitabel und stellt einen Anreiz dar, die Goldförderung auszuweiten.

Die US-Großbank Citi warnte unlängst, die Rallye sei überzogen und die Märkte überhitzt. Die Analysten der Bank erwarten, dass die Nachfrage nach Gold ab Ende 2025 spürbar nachlassen wird. Gründe seien unter anderem die wachsende Wahrscheinlichkeit eines wirtschaftsfreundlichen Umfelds in den USA durch neue Handelsverträge und steuerpolitische Impulse.

Eine Entspannung der globalen Risikowahrnehmung würde den Bedarf nach „sicheren Häfen“ wie Gold reduzieren. Hinzu käme laut Citi die geldpolitische Wende: Die Fed dürfte ab 2026 von ihrem restriktiven Kurs abrücken. Das würde das weltweite Wachstum stützen und gleichzeitig die Attraktivität von Gold mindern.

Diversifikation ist Trumpf

Manche Analysten rechnen dagegen mit einem weiteren Goldpreisanstieg. Die Bank of America hält einen Anstieg auf 4.000 US-Dollar je Unze für möglich, gestützt auf strukturelle Faktoren wie Zentralbankkäufe, geopolitische Unsicherheiten und eine schleichende Erosion des US-Dollars als Weltleitwährung.

Fazit

Ein weiterer Goldpreisanstieg ist möglich, aber keineswegs sicher. Anleger sollten mit geeigneten Fonds auf eine breite Risikostreuung achten. Nach dem Motto „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“ könnte man hinzufügen: „Auch andere Metalle wie Silber und Platin können brillieren.“

Vereinbaren Sie jetzt Ihren Beratungstermin mit Ihrem HIC – die FinanzConcepter®.

Zum Terminportal geht es hier entlang!

Bleiben Sie tagesaktuell informiert und folgen Sie unseren Social-Media-Kanälen:
HIC GmbH – Die FinanzConcepter | Hamburg | Facebook
HIC GmbH – Die FinanzConcepter (@die.finanzconcepter) • Instagram-Fotos und -Videos

Diesen Beitrag kommentieren

Kategorien

Neueste Beiträge

Blog-Newsletter